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Nahrungsmittelallergie


Magen-und Darmbeschwerden, die nach Einnahme von bestimmten Lebensmitteln auftreten, auf die das Immunsystem des Darms überempfindlich reagiert.

Ursachen Das Immunsystem des Darms soll den Organismus vor infektiösen Mikroorganismen und giftigen Fremdstoffen schützen. Normalerweise schützt das Immunsystem die (nahezu fünfhundert Quadratmeter Schleimhautoberfläche) durch eine Immunreaktion mit einem bestimmten Antikörper (Schutzstoff) dem Immunglobulin A. Dieses vermittelt Schutz ohne Entzündung. Deshalb ist normalerweise die Schleimhaut mit einem Film aus Immunglobulin A beschichtet, der Antikörper gegen alle gefährlichen Fremdstoffe, Bakterien und Viren besitzt. Das Kriterium eines effektiv arbeitenden Immunsystem ist die Angemessenheit der Reaktion auf eine Herausforderung durch Toxine (Giftstoffe) oder Mikroben. Fällt die Abwehrreaktion zu gering aus, kommt es zu einer bakteriellen Invasion oder Intoxikation, reagiert das Immunsystem zu heftig, wird eine Entzündungsreaktion provoziert.
Bei einer Nahrungsmittelallergie kommt es zu einer heftigen, sofort ablaufenden Entzündungsreaktion, die nicht durch Immunglobulin A, sondern durch Immunglobulin E vermittelt wird. Immungobulin E bewirkt aber nicht (wie A) eine Protektion ohne Entzündung: Es werden vielmehr (in Zusammenarbeit mit spezialisierten weißen Blutkörperchen, den Eosiniphilen und den Mastzellen) massiv Entzündungsstoffe freigesetzt, die zu einer Entzündung vom Soforttyp (Reaktion gleich, keine langwierige Entzündung) führt. Die Immunreaktion mit Immunglobulin E, Eosiniphilen und Mastzellen ist eigentlich der (immunologisch sehr anspruchsvollen) Ausmerzung von Darmparasiten (wie Würmern) vorbehalten, die das Immunsystem anders nicht loswerden kann. Im Falle der Nahrungsmittelallergie verkennt das Immunsystem (sozusagen) den die Allergie auslösenden Fremdstoff als `Parasiten´ und reagiert deshalb über.
Symptome Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Schock, Kopfschmerzen, gelegentlich Hauterscheinungen.
Diagnostik Die Vorgeschichte des Patienten ist oft richtungsweisend. Allergiemarker im Blut (IgE, Eosinophile, ECP) sind ein weiteres Indiz. Andere funktionelle Verdauungsstörungen müssen ausgeschlossen sein. Der `Goldene Standard´ sind Eliminationsdiäten (=alle fraglichen Allergene werden weggelassen) und Provokationsdiäten (=die fraglichen Allergene werden anschließend einzeln wieder hinzugefügt). Dieses Verfahren ist aber sehr zeitaufwendig. Außerdem können sich die Stoffe gegenüber, denen der Patient Allergien entwickelt im Laufe der Zeit verändern. Da Hautteste keine hohe Treffsicherheit haben, wurde versucht, Schleimhautteste zu entwickeln, bei denen die fraglichen Fremdstoffe endoskopisch in die Magen- oder Darmschleimhaut injiziert werden. Der Nutzen dieser Diagnostik ist aber auch fraglich. Weitere diagnostische Verfahren werden von verschiedenen Arbeitsgruppen (auch von einer Arbeitsgruppe der Internet-Klinik) zur Zeit entwickelt.
Therapie Eliminationsdiät (=was man nicht verträgt, wird vermieden); Rotationsdiät (Lebensmittel, die sich stammesgeschichtlich und damit immunologisch ähneln (Beispiel: Blumenkohl und Brokoli) werden nicht an aufeinanderfolgenden Tagen präsentiert, so daß das Immunsystem nicht geboostert (wiederholt geimpft) wird, sondern sich zwischenzeitlich wieder beruhigen kann: Der Wert dieser Diät ist nicht sicher erwiesen, aber wohl doch anzunehmen). Anti-allergische Medikamente wie H1- und H2-Blocker (Anti-Histaminika (z.B. Tavegil, Ranitidin) = Verhindern die Wirkung des Entzündungsstoffes Histamin, therapeutischer Wert fraglich), Chromoglizinsäure-Abkömmlinge wie Colimune (verhindern ganz allgemein die Freisetzung von Entzündungsmediatoren, beim Asthma bewährt, bei Nahrungsmittelallergie fraglich); Immunsuppressiva wie Steroide (therapeutischer Wert ebenfalls fraglich) (P.S. Bei anderen Allergien wurde ein therapeutischer Durchbruch durch sogenannte Anti-IgE-Antikörper geschafft!)
Prognose Da die Diagnostik so schwierig und unpräzise ist und das Spektrum der allergischen Fremdstoffe´ sich verändern kann, ist der Verlust an Lebensqualität oft erheblich.
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