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Steroide (Sammelbegriff für Kortison und Kortison-ähnliche Substanzen)


Kortison-Präparate gehören zu den wirksamsten Immunsuppressiva (=Substanzen, die die Aktivität des Immunsystems verringern), über die wir verfügen. Andererseits ist diese Medikamentengruppe von vielen Patienten gefürchtet. Dieser Widerspruch erklärt sich daraus, dass Kortison sehr häufig falsch eingesetzt wird. Ihre Wirkung setzt gleichzeitig an mehreren Punkten in der Entzündungskaskade an »Abb. 51 .
Um die richtige Indikation (den korrekten Einsatz) zu gewährleisten, müssen folgende Grundsätze beachtet werden:
  1. Kortison (zB. Prednisolon oder Prednison oder Methylprednisolon, einige der vielen künstlich hergestellten Steroide, die sich in ihrer Wirksamkeit meist nur gering unterscheiden) sollte nach dem Körpergewicht dosiert werden (1mg pro Kilogrammm)
  2. Prednisolon sollte in hoher Dosierung so lange gegeben werden, bis eine Remission (oder zumindest eine Teilremission = teilweise Beschwerdefreiheit) induziert worden ist.
  3. Der Einsatz von Prednisolon sollte auf 6 bis höchstens 10 Wochen begrenzt sein : Hohe Dosen dieser Medikamente für eine kurze Zeit sind bei weitem nicht so Nebenwirkungs-trächtig (Osteoporose, Hautveränderungen, grauer Star) wie niedrige Dosen über längere Zeit.
  4. Man darf dieses Medikament nicht von einem Tag zum anderen absetzen, wenn man es länger als drei Tage genommen hat. Durch die medikamentöse Kortisonzufuhr wird die körpereigene Kortisol-Produktion verhindert: Die Nebennieren stellen die Produktion ein. Braucht der Körper plötzlich große Mengen Kortisols (z.B. wegen eines Stresses: Virusinfekt oder Autounfall) sind die Nebennieren nicht in der Lage, das Kortisol bereitzustellen. Deshalb muß man die Kortison-Medikation langsam verringern (=ausschleichen = tapern), um die Wiederaufnahme der körpereigenen Produktion abzuwarten. Ob die Nebenniere wieder arbeitet, kann mit Hilfe der Messung des eigenen Kortisolwertes im Blut festgestellt werden. Ein zweiter Grund, diese Medikamente langsam zu reduzieren, liegt in der entzündlichen Darmerkrankung begründet: Man will die durch Prednisolon erzielte Remission (=Beschwerdefreiheit) nicht gefährden und zieht deshalb die Substanz langsam zurück. In der Praxis wird sehr oft zu langsam ausgeschlichen. Dauergaben von Kortison-Präparaten sind nicht akzeptabel.»Abb. 52, »Abb. 53, »Abb. 60

Budesonid: ist ein Kortisonpräparat, das lokal an der entzündeten Schleimhaut wirkt (die Substanz ist in Kunststoff eingebettet, der sich bei einem im terminalen Ileum erreichten Säuerungsgrad (pH) auflöst und die Substanz freigibt. In die Darmschleimhaut und das (venöse) Darmblut gelangtes Budesonid wird außerdem in der Leber beim ersten Hindurchfließen (first pass effect) zu 90% entgiftet (Vergleich Prednisolon nur zu 10%). Insgesamt ist das Budesonid also wesentlich ungefährlicher und (in nicht zu hoher Dosierung, z.B. 6mg) auch für einen längeren Gebrauch zu empfehlen.»Abb. 77, »Abb. 78, »Abb. 81

Steroid-Abhängigkeit: nennt man eine therapeutische Situation, in der der Patient Darmprobleme erfährt, sobald er unter eine bestimmte tägliche Substanzmenge kommt. Solche Patienten müssen auf lokal wirksame Steroide wie Budesonid (9mg als Kapseln) oder Immunsuppressiva wie Azathioprin (1-2mg /kg) gesetzt werden.

Steroid-Resistenz: nennt man eine klinische Situation, in der der Patient auch durch hohe Dosen von Kortison nicht in eine Remission gebracht werden kann. Jetzt sollten Immunsuppressiva wie Azathioprin (1-2mg/kg) Anwendung finden. In besonderen Fällen (großer Gewichtsverlust, Pubertät) ist eine enterale (Sondennahrung durch Nasensonde oder PEG= Sonde durch die Bauchhaut in den Magen) oder eine parenterale Ernährung (durch ein Portsystem) empfehlenswert.